Die Seele weint, im Herzen schmerzt es, die Augen sind voller Tränen und in uns ist nur Leere und Stille - Totenstille.
Die Zeit steht still. Viana ihr kleines Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen.
Genau sechs Monate zuvor hatte uns das Tierheim die kleine, an Ataxie leidende, Katze Viana anvertraut. Der Anfang war sehr schwer, denn Viana forderte einen Volltime-Job und wir sind keine 30, 40 oder 50 Jahre mehr.Aber das ganze Wesen, die bezaubernde Art von Viana (liebevoll Vivi genannt) und der Blick aus ihren wunderschönen
türkisfarbenen Augen, sind uns tief unter die Haut bis ins Mark gegangen. Viana wurde ganz schnell unsere große Liebe, unser Engel, unsere Vivi.
Sie war so klein und zart, wirkte so verletzlich und sie war so krank. Aber Vivi war Liebe pur. Für die kleine Maus haben wir alles getan, Hauptsache es ging ihr gut und sie war glücklich. Und glücklich war sie - Viana war die, die immer lacht!!
Wenn man sie ansprach, sie hochnahm, ihr beim Essen und auf dem Katzenklo half - sie hatte immer ein Lächeln im kleinen Gesichtchen.
Als Viana zu uns kam, konnte sie zwar nicht alleine aufstehen und stehen, aber mit Hilfe (halten) ging es. Sie konnte sich alleine durch die Wohnung rollen, kullern oder robben. Mit menschlicher Hilfe konnte sie kleine Schrittchen tippeln und selbstständig essen.
Vivi war eine sehr gelehrige kleine Maus. Bei unseren täglichen Bewegungsübungen, bei der Massage, bei der Körperpflege - Vivi war immer voll mit dabei.
Schnell haben wir ihr beigebracht, wie man auf dem Katzenklo buddelt. Was Viana dann auch aus voller Inbrunst getan hat. Da ihre Hinterbeinchen immer wie verkrampf aussahen und von ihr nicht benutzt wurden, schaufelte sie mit den Vorderbeinchen was sie konnte und Frauchen hatte ständig Sand in den Schuhen aus...dem Katzenklo :))
Wenn ich an Vivi zurückdenke, dann habe ich auch immer die Schmusekatze in ihr im Gedächtnis. Bei ihrer Menschenmama lag sie sehr gerne auf dem Bauch, ließ sich ausdauernd und seeeeehhrr lange streicheln und knuddeln - dann war sie glücklich. Viana war dann ganz entspannt, sie konnte loslassen. Es gab kein Zittern oder Zucken in ihrem kleinen Körper und ich fühlte Viana ihr kleines Herzchen im Takt mit meinem Herzen schlagen.
Als es ihr später gesundheitlich nicht mehr so gut ging, legte sie ihr Köpfchen beim Füttern oft an meine Brust. Es war mir egal, ob ihr Schnutchen voller Essen war oder nicht. Die Sachen habe ich gewaschen und fertig. Aber die Liebe, die Viana dabei gab war so einzigartig und voller Hingabe, dass ich sie nie vergessen werde.
Alles, was Viana in ihrem zu Hause tat und erlebte, wurde von ihr kommentiert. Ihre kleine Sabbelschnute stand selten still. Dabei legte Viana eine Lautstärke an den Tag..... .:) eben typisch Siam...
Viana hatte nicht nur uns, sondern auch den kleinen Kater Merlin (der auch aus dem TH kommt und bei uns zu Hause ist) in kürzester Zeit voll im Griff. Das Leben hätte für uns 4 so schön sein können, wenn - wenn Vivi ihre Krankheit nicht gewesen wäre.
Im Rückblick denken wir, dass Viana weit mehr als "nur" Ataxie hatte. Irgendwann bemerkte ich, dass sie Sachen, die sie eigentlich kannte, wie z.B. ein Vorderbein vor das andere setzen, am folgenden Tag nicht mehr konnte. Sie konnte nicht mehr tippeln und fiel immer nur noch um. Das Stehen im Katzenklo funktionierte zwar noch, aber nicht mehr alleine, auch nicht für ganz kurze Zeit. Ich machte mir Sorgen um Vivi, dachte da aber noch, dass es nur ein kleiner Rückschritt war und sich mit Übung und Liebe alles wieder geben würde....
Leider war dies mein großer Irrtum. In den letzten Tagen im Januar bekam Vivi, plötzlich und ohne vorherige Anzeichen, einen starken Krampfanfall. Durch den Kontakt zu einer Tiertherapeutin (den das TH hergestellt hatte) und durch die Erfahrung, die das TH mit Viana ihrem Bruder Chester bereits gemacht hatte, waren wir etwas vorbereitet und hatten krampflösende Zäpfchen im Hause, die dann auch ganz schnell geholfen haben. Aber leider war es damit nicht genug, einen Tag später folgte der zweite Krampfanfall. Es war zum Heulen die Kleine so leiden zu sehen und ich habe den lieben Gott, in meiner Ohnmacht, verflucht. Auch dieser Anfall ging vorbei und änderte in Vianas und unserem Leben vieles. Viana konnte nicht mehr allein auf dem Bauch liegen, nicht mehr alleine kullern, nicht robben, nicht mehr alleine das Köpfchen nach unten bewegen, um zu fressen...es war eine schlimme Zeit, aber immer noch war ich voller Hoffnung. Viana lebte...und ich trug sie überall mit hin, ich fütterte sie mit dem Löffel, legte sie auf meinen Bauch und habe ihr und Merlin stundenlang Lieder vorgesungen. Trotz unserer täglichen Übungen versteifte Vivi ihr Körper immer mehr. Plötzlich hatte Viana ein großes und ein kleines Auge, aber ihre Stimme und ihre Hingabe und Liebe zu uns, die konnte niemand brechen, nicht einmal die Krankheit.
Es war sehr schwer für mich einzusehen, dass dieses Leben, was Vivi jetzt hatte, nicht mehr lebenswert war. Ihre kleine Seele war gefangen in einem steifen Körper und sie konnte nichts mehr alleine und ohne Hilfe. Nach einem langen Gespräch mit den Tierheimmitarbeitern habe ich mich dem gestellt, was ich im Innern eigentlich selbst wusste.
Dank des Tierheimes und Anicura dufte Vivi in ihrem zu Hause, in ihrer bekannten Umgebung und in meinen Armen am 24.02.2023, genau um 13.47 Uhr über die Regenbogenbrücke gehen.
Viana ist jetzt frei und erlöst. Sie lässt so viel zurück…schöne Erinnerungen, lustige Geschichtchen, ganz viel Liebe, aber auch eine unendliche Leere und Stille. Es ist einsam geworden um uns herum. Wir und Merlin vermissen unsere Vivi so sehr.
Das Leben kann so ein mieser Verräter sein, aber zu lieben, heißt auch gehen lassen. Aus unseren Herzen wirst du - kleine Vivi - niemals gehen.
In Liebe deine Menscheneltern Bettina und Olaf und der Kater Merlin